FLUKE
Artworks
Information
the metal sheets were neatly bent / the rivets went through easily / they shimmered on the blackened steel / like diamonds on your lover’s heel / like punk rock relics in a night time reel / five pointed stars / shimmering on / ten petal metal flowers waiting to go boom / the dynamite inside is lingering / a one-eyed-sleeper always counting always counting down from ten / five pointed stars / shimmering on / ten petal metal flowers waiting to go boom
big bang / the blast deep from within so hard / the carbon grid gets ripped apart / the rivets like projectiles fly / like stars under a spark-lit reddened sky / big bang / a force creating forms and things / only a blink in passing / the sparks are burning up half-way / their atoms dissipating / into thin air then space / then everything is standing still / no taking breath no heart beat for a while / this is the moment / ode to a fluke in frozen time / big bang
die bahnen aus metall dünn ausgewalzt / und punktgenau gebogen an der falz / die nieten schlüpften leicht hinein / auf dem geschwärzten stahl ein heller schein / wie diamanten am knöchel des geliebten / wie punkrock relikte aus dunklen gebieten / fünf zacken an schimmernden sternen / zehnblättrige blumen schon / wartend auf die explosion / das dynamit im innern / der dinge harrend / einäugiger schläfer / leise wartend / der murmelnd rückwärts immer rückwärts zählt von zehn / fünf zacken an schimmernden sternen / zehnblättrige blumen schon / wartend auf die explosion
urknall / tief aus dem innern detoniert das kohlegitter und verliert die form / die nieten stieben in die nacht / wie projektile sternengleich in funkenregenroter luft / urknall / und unbedacht jeglicher irdischen gesetze / gebiert die macht neues und unbekanntes / ein wimpernschlag nur im vorübergehen / während die masse verglüht und sich als atome hinaus aus der atmosphäre stiehlt / und weiter ins all / lichtjahre weit / nur rauch und schall bleiben zurück / ein augenblick nur / ode dem zufall / der gefrorenen zeit / urknall
- yasmin sibai april 2021
Blitz und Donner
Sandra Kranich bei Philipp Pflug Contemporary
Frankfurt. White cube kann sie also auch. Nicht bloß Blitz und Donner, Rauch und Feuer, wie man es von Sandra Kranichs performativen Inszenierungen seit Jahren kennt. Ist die 1971 geborene Künstlerin doch nicht nur eine leidenschaftliche Zeichnerin, sondern, nach ihrem Studium in Offenbach und an der Frankfurter Städelschule, professionell ausgebildete Feuerwerkerin, die in ihren Arbeiten Ruß und Grafik, Skulptur und Böller und Fontänen in spektakulären Inszenierungen zu verbinden weiß, dass es den hübsch weiß gestrichenen Museumssaal schon mal in dichten grauen Nebel hüllt.
Immer schon aber waren Kranich all die zum Einsatz kommenden Knaller und Raketen zugleich Werkzeug; waren ihr die ephemeren, im Augenblick ihrer Entstehung verlöschenden Formfindungen zugleich Beginn eines nur bedingt planbaren Prozesses, der den unwiederbringlichen, buchstäblich in Schall und Rauch aufgegangenen Moment als Bild zu konservieren trachtet. Als Schmauchspuren etwa und mithin im Medium der Zeichnung, in den von Feuer und Hitze gezeichneten, nachgerade malerischen Oberflächen stählerner Skulpturen oder gar in deren mutwilliger Zerstörung.
Hier nun, in Kranichs mittlerweile vierter Ausstellung im strahlend weißen Schauraum der Galerie Philipp Pflug Contemporary, spart sie den Prozess als Teil der Arbeit weitgehend aus. Zustände, mögliche Aggregate möchte man das nennen, was die Künstlerin stattdessen zeigt, und die doch als Zeichnung geradeso wie als autonome Skulptur exemplarisch Auskunft geben über den Prozess zum Bild. Und über das, was Kranichs Werk bei aller Kontingenz formal zusammen hält.
Ob in den seriellen, wieder und wieder strudelartige Bewegung reflektierenden Blättern in bescheidenem Format oder den stern- oder kristallförmigen, durch die Wucht der Explosionen auf- und auseinandergerissenen Plastiken aus kalt polierten Stahlblechen: Form und Formlosigkeit, Konstruktion und Dekonstruktion und mikro- versus makrokosmische Strukturen markieren das Spannungsfeld, auf dem sich ihre Kunst entfaltet. Da hält man als Betrachter schon einmal den Atem an. Doch einmal mehr hält Kranich spielend die Balance.
Christoph Schütte